Helfende Pfoten

eine Multimediareportage über tiergestützte Hundetherapie

Sabine Knauf

Tiergestützt - ein Begriff mit großer Bedeutung. Welches Prinzip dahinter steckt weiß die Menschheit schon lange. Die Verbindung zwischen Tier und Mensch bildet nicht nur besondere Freundschaften, sondern auch faszinierende Geschichten...

Vertrauen ist die Grundlage jeder gut funktionierenden Mensch-Hund Beziehung. Nicht nur Labrador Retriever Hündin Emma und ihr Frauchen Ivana Seger brauchen Vertrauen zu einander, sondern auch ihre Kunden. Denn Emma ist Therapiehund für Menschen, die schwer und oft auch unheilbar krank sind...

Diese braunen Kulleraugen, gehören zu Emma. Emma ist 8 Jahre alt und ein erfahrener und ausgebildeter Therapiehund. Mit ihrem Frauchen Ivana Seger besucht sie jeden Donnerstag das Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden.

Kein Ort, den man mit etwas schon Gesehenem vergleichen kann. Trotzdem liegt eine gewisse Leichtigkeit hier in der Luft, die ich nicht erwartet hätte. Jedes Krankenhaus ist deutlich unangenehmer. “Den Spruch hab ich schon öfter gehört”, entgegnet mir Ivana Seger für die das Hospiz noch nie etwas Befremdliches hatte.

“Oh, hallo Emma und Sissi, schön dass ihr wieder da seid”, rufen die Pflegerinnen über den Flur. Nachdem wir Emma und Sissi, die noch in der Ausbildung steckt, im Aufenthaltsraum abgelegt hatten, besuchten wir die Kinder, die an diesem Donnerstag im Bärenherz zu Besuch waren. Die Pfleger teilten Ivana dann mit, welches Kind sich heute für die Therapie eignet.

Wie kann Emma jetzt diesen unheilbar kranken Kindern helfen? Der kleine Junge der uns für die Therapie gebracht wird, wirkt sehr unruhig. “Heute kommt er nur schwer zur Ruhe”, bestätigt seine Pflegerin, die den Jungen liebevoll umsorgt. Ivana holt ihn zu sich. “Erst einmal soll er sich an mich gewöhnen, ich würde ihn nie direkt zu Emma legen”, erklärt sie mir. Dann holt sie Emma dazu. Ganz instinktiv und behutsam legt Emma sich hinter den Kleinen. Hier sind Profis am Werk, das merkt man sofort. Schnell wird mir klar, wie Emma den Kindern hilft. Als er ganz nah bei ihr liegt, beginnt der Junge sogar zu lächeln.

“Durch Emma reguliert sich die Atmung der Menschen, auch der Kreislauf stabilisiert sich”, erklärt mir Ivana Seger. Auch wenn der Kleine es uns durch Sprache nicht mitteilen kann, dass er neben Emma entspannt zeigt sich spätestens, als er neben ihr fast einschläft.

Auch beim nächsten Kind kann Emma helfen. Der Junge hat durch seine Krankheit sehr verkrampfte Hände. Ivana legt seine Hand langsam auf Emmas Fell. Für Emma ist das Schwerstarbeit, denn sie muss jetzt ganz besonders stillhalten und auch mal eine unsanfte Bewegung wegstecken. Doch Frauchen Ivana ist immer da, um die Situation zu kontrollieren. Nach ein paar Versuchen legt der Junge plötzlich von ganz von selbst seine Hand auf Emma. Er scheint ihr warmes und weiches Fell zu spüren.

Dass sich die Kinder entspannen und wohlfühlen ist das Ziel eines Einsatzes mit Emma. “Dieser Zustand hält oft noch eine ganze Weile nach dem Kontakt mit Emma an”, erklärt Ivana Seger. Dass es Emma dabei gut geht, darauf achtet ihr Frauchen dabei ganz besonders. Die Kinder sind nicht immer leicht, sie riechen durch die Krankheit bedingt anders, die Bewegungen sind oft unkontrolliert. “Jeder Einsatz, bedeutet mindestens genau so lange eine Pause für Emma”. Wann ein Einsatz vorbei ist bestimmt Emma meist sogar selbst...

Die Stimmung im Kinderhospiz war in keinem Moment so, wie ich es mir vorher vorgestellt hatte. Es ist ein lebendiger Ort, hell und freundlich. Ich habe einen riesen Respekt vor den Menschen die dort arbeiten, und auch vor Ivana. Mit welcher Selbstverständlichkeit dort mit den Kindern umgegangen wird ist wunderschön. Als Ivana und Emma fertig sind mit ihrem Einsatz nutzt sie den Moment, um sich ein bisschen mit ihren Kollegen auszutauschen. Emma und Sissi liegen auf ihrer Decke, sind von Ivana zum Kuscheln für das Personal freigegeben. Ich sitze ein paar Meter weiter auf dem Boden mit meiner Kamera und beobachte das Ganze. "Ach Emma, ich habe mich so auf den Besuch von dir gefreut", höre ich eine der Pflegerinnen sagen. Ich lächle und wir sehen uns an, sie hat mitbekommen dass ich sie beobachtet habe. "Auch wir brauchen manchmal einen Therapiehund", sagt sie zu mir. Das ist der erste Moment, in dem ich an diesem Tag mit meinen Tränen kämpfen muss. Doch ich verlasse das Hospiz mit einem riesen Lächeln, es ist ein schöner Ort. Und das Team "Emma Hilft" macht ihn noch schöner.


Nach der Arbeit schnell nach Hause. Den Schlüssel rauskramen und dann aufschließen. Mist! Runtergefallen. Eine Situation die für einen Rollstuhlfahrer schnell problematisch werden kann. Gut, dass Herr Nowak Nala an seiner Seite hat, die ihm in diesem Moment mit einem schwanzwedeln schnell den Schlüssel wieder in den Schoß legt...

Nala bedeutet: Die Starke

Sie heißt wie die Löwin aus dem Disneyfilm König der Löwen. “Ich finde, das passt gut wegen ihrer rötlichen Farbe”, erklärt Christoph Nowak. Aufgrund einer Muskelerkrankung sitzt er im Rollstuhl. Im Fernsehen hat er schon öfters Dokumentationen gesehen über die sogenannten Behindertenbegleithunde. “Mal abgesehen von meiner Krankheit wünsche ich mir schon lange einen Hund, und meine Verlobte auch.” Deshalb zog im Januar 2014 die kleine Nala mit 9 Wochen bei ihnen ein. Zusammen mit dem Deutschen Berufsverband für Therapie- und Behindertenbegleithunde wird die Labrador Retriever Hündin ausgebildet. Doch die Ausbildung zu einem Hund mit so vielen Aufgaben ist ein langer Weg.

“Schon Nalas Mutter war ausgebildete Therapiehündin im DBTB”

“Wir haben den Wurf besucht, und uns Nala ausgesucht. Die kleine war immer ganz vorne mit dabei”, erinnert sich Herr Nowak zurück. Als dann noch die Züchterin ihr OK gab, waren alle glücklich. Anders als in anderen Verbänden kommen die Hunde für die Ausbildung direkt in ihre Familie, und nicht erst in eine Patenfamile. “Ich persönlich finde, das hat viele Vorteile. Wir konnten von Anfang an eine Bindung aufbauen und alles zuhause ist für sie normal.”

Apport Nala!

Die Ausbildung des Hundes sollte laut Herrn Nowak am besten im dritten Jahr abgeschlossen sein. Eine zugeteilte Trainerin des DBTB begleitet diese Zeit intensiv. Zunächst wird festgelegt, was der Hund denn überhaupt für den Mensch leisten muss. “Dadurch entsteht eine Art Kommandoliste, auf die man hinarbeiten kann”, erzählt Herr Nowak. Nach dem Einzug des Welpen beginnt die Welpenausbildung, anschließend die Grundausbildung mit den Kommandos, die jeder Hund beherrschen sollte wie Sitz, Platz und Fuß. Dann werden mit der Zeit auch die ersten Kommandos für den Einsatz als Behindertenbegleithund eingesetzt. Apport war das erste Kommando dieser Art für Nala. Aufgrund der Muskelschwäche fällt Christoph Nowak öfters mal ein Gegenstand herunter. Egal, was es ist, Nala bringt ihm das mittlerweile zuverlässig bis auf den Schoß. “Sie hat dabei riesen Spaß, das ist natürlich wichtig. Mir meine Socken auszuziehen, da hat sie auch Spaß dabei.” Auch die Jacke kann Nala Herr Nowak ausziehen. Gerade trainieren sie das An- und Ausschalten von Licht im Haus.

Die Abschlussprüfung steht kurz bevor

Nicht nur Nala muss dafür trainieren, auch von Herrn Nowak wird einiges abverlangt. In der schriftlichen Prüfung erwarten einen 80 Fragen, die einen großen Bereich an Wissen abfragen. “Da geht es um Gesetzesgrundlagen, Kynologie, Kommunikation, Zoonosen und um vieles mehr.” Da er aber auch der Verantwortliche für Nala ist und garantieren muss, dass es ihr auch bei ihren Einsätzen gut geht, findet er die Prüfung sehr sinnvoll. Auch die praktische Prüfung hat es in sich. Neben einem Parcours, den die beiden durchführen müssen, muss Nala zum Beispiel drei Minuten außer Sichtweite liegen bleiben. Die Kommandos müssen sitzen, denn Herr Nowak muss sich auf Nala verlassen können.

Hindernisse überwinden

Einen Begleithund zu haben ist das Eine, sich einen finanzieren zu können, das Andere. Je nach Verband und Ausbildungsart schwanken die Preise, aber 20.000- 30.000€ kostet die Ausbildung solcher Hunde in der Regel. Finanzielle Unterstützung gibt es kaum. Einige Stiftungen versuchen zu helfen. Auch die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Herr Nowak hat das Glück einen Hund wie Nala zu besitzen, er arbeitet Vollzeit. Und auch zu seinem Job begleitet Nala ihn. “Das war anfangs nicht einfach, es ist längst noch nicht selbstverständlich, dass Hunde am Arbeitsplatz toleriert werden”, erklärt Herr Nowak. Mit Überzeugungsarbeit kann er sich jetzt auch am Arbeitsplatz auf Nalas Hilfe verlassen. Da Nala an eine Box gewöhnt ist, kann sie dort problemlos untergebracht werden, wenn jemand Angst vor Hunden hat, oder Herr Nowak in die Kantine geht. Zum Feierabend gibt es dann für die Beiden eine große Gassirunde, denn neben Nalas Einsatz für Herr Nowak ist sie vor allem eins: Ein rundum glücklicher Hund.

Hunde bringen viele Eigenschaften mit um den Menschen ihren Alltag zu erleichtern. Eine Eigenschaft, nämlich das Riechen, braucht man in der Ausbildung von Diabeteswarnhunden. Bei einer Über-oder Unterzuckerung finden chemische Prozesse im Körper statt, die der Hund dann über den Schweiß des Menschen riechen kann..

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Sabine Knauf

Hochschule Darmstadt

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Max-Planck-Straße 2                

64807 Dieburg

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